
Die Elektromobilität erlebte ein erstes goldenes Zeitalter zu Beginn des 20. Jahrhunderts.Bild: Verkehrshaus, Luzern
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Elektroautos wurden seit den Ölkrisen der 1970er Jahre bis Anfang der 2000er Jahre als Kuriositäten der Zukunft betrachtet. Heute sind sie eine unumstössliche Realität. Weniger bekannt ist jedoch, dass sie bereits Anfang des 20. Jahrhunderts ein goldenes Zeitalter erlebt haben, insbesondere unter der Führung der Schweizer. Eine Rückblende.
25.10.2022, 09:0025.10.2022, 09:00
1881. Die erste internationale Elektrizitätsausstellung wird in Paris eröffnet. Neben Graham Bells Telefon und Thomas Edisons Glühbirnen debütierte auch das erste Elektroauto.
Die beiden Gustave
Das erste Elektroauto der Geschichte wurde allerdings bereits einige Jahre zuvor gebaut. Der französische Ingenieur und Erfinder Gustave Trouvé liess sich von den Arbeiten des Schotten Anderson und des Amerikaners Davenport über die Anwendung eines Elektromotors in einem Fahrzeug inspirieren. Schon damals hatte die Elektrizität viele praktische Vorteile gegenüber der Dampfkraft oder dem aufkommenden Verbrennungsmotor, die als «schmutzig und laut» galten.

Das erste von Gustave Trouvé erfundene Elektroauto.Bild: DR
Indem man dem Elektromotor die ersten wiederaufladbaren Batterien hinzufügte, die 1859 von Gustave Planté erfunden wurden, war es möglich, eine bereits angemessene Reichweite zu erreichen und sich vor allem eine Serienentwicklung des Elektroautos vorzustellen.
La Jamais Contente (dt.: die Nie-Zufriedene)
Die Erfindungen von Trouvé und Planté inspirieren die Entwicklung neuer Fahrzeuge. Damit begann das grosse Abenteuer der Elektroautos, viele Jahre bevor das erste Automobil mit Verbrennungsmotor auf den Markt kam.
Im Jahr 1899 schrieb der Belgier Camille Jenatzy mit seinem Elektromodell «Jamais Contente» Automobilgeschichte. Es war das erste Automobil, das die symbolische Grenze von 100 km/h überschritt!

Die «Jamais Contente», das erste Auto, das die 100-km/h-Marke überschreitet.Bild: Verkehrshaus, Luzern
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es schwer vorherzusagen, welche Antriebstechnologie sich auf den Strassen durchsetzen würde. Der noch in den Kinderschuhen steckende Weltmarkt teilt sich zu gleichen Teilen auf Dampf, Strom und Benzin auf, und die Hauptabnehmer sind Unternehmen und Behörden.
Tribelhorn, helvetischer Pionier der Elektromobilität
Da die Schweiz über keine Kohlevorkommen verfügte, musste sie schon früh die Nutzung von Elektrizität für die Eisenbahn in Betracht ziehen, um ihre Unabhängigkeit vom Ausland zu gewährleisten. Die ersten Anwendungen erfolgten auf kurzen Streckenabschnitten, wie zum Beispiel bei der Strassenbahn Vevey–Montreux–Chillon im Jahr 1888.

Strassenbahn Vevey–Montreux–Chillon, die erste in der Schweiz.Bild: Verkehrshaus, Luzern
Von 1906 bis in die 1920er Jahre folgte die Elektrifizierung des Netzes der SBB, die auch ihre eigenen Kraftwerke errichtete. Die Schweiz gilt als führend bei der Elektrifizierung des Verkehrs.

Tribelhorn-Fabrik in Feldbach.Bild: Verkehrshaus, Luzern
Auf der Seite von Feldbach am Zürichsee arbeitet Johann Albert Tribelhorn an der Entwicklung der ersten Elektrofahrzeuge für den Strassenverkehr und sogar für Boote.

Tribelhorn-Fahrzeugflotte für die Schweizerische Post.Bild: Verkehrshaus, Luzern
Seine Kunden sind Hotels, Krankenwagen, Ärzte und verschiedene Unternehmen, die sie für den Transport von Waren nutzen.

100 Jahre vor Elon Musk ein Tribelhorn-Lader.Bild: Verkehrshaus, Luzern
Im Jahr 1912 entwickelte er sogar das erste Aufladenetzwerk, hauptsächlich in der Deutschschweiz, mit 24 dedizierten Stationen – dies mehr als 100 Jahre vor Elon Musk und seinem Netzwerk von Superchargern!
Als der Verbrennungsmotor den Elektroantrieb verdrängte
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Elektroauto durch die Wiederbelebung und den wirtschaftlichen Aufschwung der Roaring Twenties in die Ecke gedrängt. Sie galt dann als Antithese zum Fortschritt, als altmodisch, langsam und teuer. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor haben sich aufgrund ihrer Leistung, der Benutzerfreundlichkeit, der Reichweite und auch ihrer Ästhetik als modern etabliert. Bis zur ersten Ölkrise im Jahr 1973 war ihre Entwicklung unaufhaltsam.

Ein Elektroschlepper für Manöver auf dem Flughafen Zürich (r.).Bild: Verkehrshaus, Luzern
Abgesehen davon schreitet die Elektrifizierung immer noch voran, allerdings hauptsächlich bei Anwendungen im Haushalt. Was die Mobilität betrifft, so wird sie sich in Zukunft auf ganz bestimmte Nischen beschränken, wie Gabelstapler oder Plattformversorger (Bahnhöfe und Flughäfen).
Über den Autor

bild: zvg
Jérôme Marchon ist ...
... seit seiner frühesten Kindheit ein leidenschaftlicher Auto-Fan. Seine berufliche Karriere begann er in der Finanzbranche, trug aber schon früh zum Aufbau eines Auto-Blogs bei – bis er schliesslich seinen eigenen Blog gründete. Sein weiterer Weg führte ihn in die Chefredaktion der «Revue Automobile». Seit 2018 ist er freiberuflich tätig und schreibt für verschiedene Auto- und allgemeine Print- und Digital-Medien in der Schweiz und im Ausland. Jérôme Marchon arbeitet auch als Übersetzer und Berater für redaktionelle Inhalte für Automobilveranstaltungen und Autohersteller.
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